Besondere Persönlichkeiten

Der Park der Gärten stellt in der Reihe „Züchter der Region“ besondere Gärtner und Baumschuler und deren Schaffen vor - sowohl theoretisch in der Ausstellung „Grüne Schatztruhe“ als auch praktisch durch spezielle Pflanzensammlungen im Park.

Die Züchter

Wilhelm Bruns

Wilhelm Bruns kam am 18.10.1912 als 4. Kind von Johann und Anna Katharina Bruns, geb. Eilers, in Bad Zwischenahn zur Welt. Bereits als junger Mensch war es für ihn klar, dass er in die Baumschule seines Vaters eintreten würde und Gärtner werden wollte.

Schon in den 50er Jahren begann Wilhelm Bruns mit der Rhododendronzucht im firmeneigenen Rhododendronpark in Gristede.

Nach dem Besuch der Oberrealschule in Oldenburg absolvierte er eine zweijährige Baumschullehre bei der Firma Timm & Co. in Elmshorn und arbeitete als junger Gehilfe in Dänemark, Schweden, Holland und England. Hieran schloss sich ein Gartenbaustudium von 1935 bis 1937 in Weihenstephan an und daran anschließend erfolgte der Eintritt in die Baumschule Joh. Bruns.

Nach dem zweiten Weltkrieg baute er zusammen mit seinem Bruder Erich erfolgreich die Baumschule wieder auf und prägte den Qualitätsbegriff "Bruns Pflanzen". Durch seine unternehmerische Weitsicht und sein starkes Engagement führte er die Baumschule Joh. Bruns zu einem der führenden Baumschulunternehmen in Europa.

Seine große Leidenschaft war die Züchtung von Rhododendron-Neuheiten. Er hatte schon früh begonnen sich mit Rhododendron zu befassen und legte im Laufe der Jahre eine große Sammlung von Rhododendron-Wildarten an. In den 50er Jahren selektierte er aus eigenen Züchtungen die ersten Neuheiten. Sein besonderes Augenmerk legte er auf Frosthärte, neue interessante Blütenfarben und auf Rhododendren, die auch im süddeutschen Klima gut gedeihen. Ein Hinweis aus Weihenstephan veranlasste ihn viele Züchtungen mit der Rhododendron-Art R. insigne vorzunehmen.

Heute sind viele von Wilhelm Bruns vorgenommenen Neuzüchtungen Bestandteil des allgemeinen Rhododendron-Sortimentes, die zu besonderen Anlässen durch die Namensträger persönlich getauft wurden. Alle Neuheiten sind heute im 25 ha großen Rhododendronpark Gristede zu besichtigen, so z.B. die Neuzüchtungen "Berliner Liebe", 1985 getauft von Bundespräsident Richard von Weizsäcker "Marianne von Weizsäcker", "Gräfin Sonja", "Christiane Herzog", "Christina Rau", "Johannes Rau", "Eva Luise Köhler".

Die Züchtungsarbeit von Wilhelm Bruns wurde im Oktober 1992 mit der höchsten Auszeichnung des deutschen Gartenbaus, der Georg-Arends-Gedächtnis-Münze, durch den damaligen Präsidenten des Zentralverbandes Gartenbau, Karl Zwermann, ausgezeichnet.

Wilhelm Bruns verstarb am 19.12.2003 im 91. Lebensjahr.

Ihm zu Ehren legte sein Sohn Jan-Dieter Bruns einen besonders schön gestalteten Rhododendrongarten im Park der Gärten an, den Garten „Rhododendronzüchtungen Wilhelm Bruns“. Dieser Garten mit seinen wichtigsten Züchtungen wurde im Mai 2004 vom damaligen Präsidenten der Deutschen Rhododendron-Gesellschaft Bernd-Adolf Crome und der Familie Bruns eingeweiht.

Die gezeigten Rhododendron-Neuheiten wurden durch ein interessantes Begleitsortiment von besonders malerischen Solitärpflanzen und einer flächendeckenden Staudenunterpflanzung ergänzt.

XXXI - Rhododendronzüchtungen Wilhelm Bruns 2 - Gristeder Neuheiten

Ernst Pagels

Am 9. Oktober 1913 erblickte Ernst Pagels in Stockelsdorf bei Lübeck das Licht der Welt. Seine Eltern waren 1910 aus Leer in den schleswig-holsteinischen Ort gezogen, um eine Kunst- und Handelsgärtnerei zu betreiben.

Der Beginn des 1. Weltkrieges durchkreuzte der jungen Familie alle weiteren Lebensplanungen. Der Vater, Ernst Martin Pagels, kam als Soldat in den Kriegswirren um. Die Mutter kehrte, nun allein auf sich gestellt, mit der zwei Jahre älteren Schwester nach Leer zurück. Der eineinhalbjährige Ernst Pagels kam zu seinen Großeltern nach Lelkendorf in Mecklenburg.

In der malerischen Landschaft Mecklenburgs mit ihren herrlichen Buchenwäldern aufgewachsen, entdeckte Ernst Pagels schon als Kind seine Liebe zur Natur und zu den Pflanzen. Nach dem Tod seines Großvaters musste er die liebgewordene Gegend verlassen und zog im Alter von zehn Jahren zu seiner Mutter nach Leer.

Gegen den Willen seiner Mutter, die ihn lieber als Lehrer gesehen hätte, begann er 1928 eine Gärtnerlehre in Leer. „Ich will Gärtner werden und nichts anderes,“ hatte er damals zu seiner Mutter gesagt. In dem “gemischten“ Lehrbetrieb wurden Cyclamen, Primeln und Chrysanthemen angebaut, aber auch Gurken und Tomaten sowie einige Staudenkulturen. Auf diese Pflanzengruppe und ihre vielfältigen Verwendungsmög­lich­keiten wurde der junge Lehrling durch die Lektüre verschiedener Artikel neugierig gemacht. Besonders der Name Karl Foerster, Staudengärtner, -züchter und Gartenschriftsteller, wurde ihm als Verfasser interessanter Pflanzenartikel ein Begriff. In Ernst Pagels erwachte der starke Wunsch, eines Tages bei Karl Foerster in Bornim zu arbeiten.

Nach der Gärtnerlehre besuchte Ernst Pagels die Gärtnerlehranstalt in Oranienburg bei Berlin und ließ sich zum Gartenbautechniker ausbilden. Nach drei weiteren, unter Gärtnern damals durchaus üblichen Lehr- und Wanderjahren in verschiedenen Gartenbaubetrieben, bekam er zum Frühjahr 1937 in der Foerster-Gärtnerei in Bornim eine Anstellung. Der Betrieb setzte sich aus den drei Einrichtungen der Gärtnerei, der Gartenausführung und des Planungsbüros zusammen und galt als Wallfahrtsort des gärtnerischen Nachwuchses. In allen drei Bereichen wurde der junge engagierte Ernst Pagels eingesetzt. Schon nach zwei Jahren arbeitete er im Planungsbüro und wurde mit der Abwicklung einzelner Planungsprojekte betreut. Durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges und die Einziehung zum Militärdienst im Sommer 1939 war die Tätigkeit in der Gärtnerei Karl Foerster nur kurz.

Trotzdem bezeichnete Ernst Pagels die Zeit in Bornim als wertvolle und lehrreiche Jahre, stark geprägt durch die Person Karl Foersters. Mit dem Fundament des während seiner Tätigkeit in Bornim gewonnenen reichen Erfahrungsschatzes, wagte Ernst Pagels nach Beendigung des Krieges den Weg in die Selbstständigkeit.

1949 begann er auf dem großelterlichen Hof in Leer, die Kunst- und Handelsgärtnerei Pagels aufzubauen. Alle drei bei Foerster erfahrenen Tätigkeitsfelder, die Gar­ten­ge­staltung und -ausführung sowie die intensive züchterische Arbeit, wurden ebenfalls in dem Betrieb zusammengeführt. Bei der Bewirtschaftung lehnte er von Anfang an Pflan­zen­schutz- und Kunstdünger kategorisch ab.

Ernst Pagels hinterlässt als Lebenswerk über 140 neue Staudenzüchtungen. Sein züchterisches Wirken wurde mit vielen nationalen und internationalen Preisen anerkannt. Bewährte und ausgezeichnete Pagels-Züchtungen sind beispielsweise Salvia nemorosa „Ostfriesland“ oder „Blauhügel“ (Gartensalbei), Epimedium perralchicum „Frohnleiten“ (Elfenblume) oder Miscanthus sinensis „Malepartus“ (Chinaschilf). Die züchterische Arbeit von Ernst Pagels trägt somit wesentlich zur Bereicherung des Staudensortimentes in Deutschland bei.

An „seine“ Stauden stellte er hohe Anforderungen, und es dauerte Jahre der Beobachtung bis er sich sicher war, das eine neue Sorte „getauft“ und in den Handel und somit in die Gärten gelangen durfte.
Auch zukünftig werden die Staudenzüchtungen von Ernst Pagels für die Gartengestaltung unentbehrlich sein und lassen die Natur, wie es Karl Foerster formulierte, „eine wunderbare Sprache reden!"

Staudengärtner mit Herz und Seele - am 16. Januar 2007 verstarb Ernst Pagels

Die Diplom-Ingenieurin für Grünplanung und Gartendenkmalpflege hat den Ernst-Pagels-Garten im Park der Gärten kürzlich im Auftrags des Parks durch Nachpflanzungen "aufgefrischt".

Auch die umfassende Beschilderung der Pflanzen wurde bei dieser Gelegenheit überprüft und erneuert.

Ernst-Pagels-Garten

Johann-Dietrich zu Jeddeloh

Mit der ersten urkundlichen Erwähnung anno 1190 blickt der Hof "zu Jeddeloh" auf eine 800-jährige Historie im Ammerland zurück. Seit Beginn des 16. Jahrhunderts tragen die Stammhalter der Familie zu Jeddeloh den Vornamen ‚Johann‘ – so auch der 1914 geborene Johann-Dietrich zu Jeddeloh. In Jahre 2014 wäre der international anerkannte Koniferen-Spezialist und Gründer der Baumschule zu Jeddeloh Pflanzen 100 Jahre alt geworden. 

Johann-Dietrich zu Jeddeloh begann seine Züchterlaufbahn mit einer Ausbildung zum Gärtner im Betrieb des Großvaters.

Nach der Ausbildung begann er 1932 den landwirtschaftlichen Hof in eine Baumschule umzustrukturieren, wobei er sich zunächst auf Blaufichten, Schnittgrün und Zwergkoniferen konzentrierte. Im Laufe der Jahre entwickelte sich seine Baumschule zu einem Unternehmen mit globalen Geschäftsbeziehungen. Persönlich verdiente sich Johann-Dietrich zu Jeddeloh den Ruf eines international anerkannten Koniferen-Spezialisten. Insgesamt hat er rund 1000 Nadelgehölze aus aller Welt zusammengetragen, geprüft, selektiert und vermehrt. Mit der Tsuga canadensis "Jeddeloh", die ihm zahlreiche Medaillen auf nationalen und internationalen Gartenschauen bescherte, landete er seinen ersten großen Erfolg als Züchter.

Ende der 70er-Jahre baute Johann-Dietrichs Sohn – Jan-Dieter zu Jeddeloh – den ersten Containerbetrieb der Baumschule auf. Ab 1995 übernahm Jan-Dieter Junior auch den Hauptbetrieb von seinem Vater.

Wenige Jahre später – im August 1999 – verstarb Johann-Dietrich Senior. Heute gehört das von ihm gegründete Unternehmen zu Jeddeloh Pflanzen zu den führenden Container-Baumschulen und Vollsortimentern Europas. 

XVIII - Sammlung zu Jeddeloh

Kurt Kramer - Leben und Wirkung

Im Heidegarten des Parks der Gärten sind zahlreiche Züchtungen von Kurt Kramer angepflanzt. Die Anlage dieses Heidegartens ist nach Naturbildern der Heidelandschaften gestaltet. Zusätzlich zeigen so genannte Inselbeete, wie Heidepflanzen im Rasen eingebettet werden können.

Die Besenheide Calluna vulgaris ist in dieser Landschaft mit 33 Sorten am stärksten vertreten. Die in den Alpen heimische Winterheide Erica carnea wird im Rahmen dieser Anlage von 25 Sorten repräsentiert. 

Kurt Kramer aus Edewecht begann 1958 mit einer Zierpflanzenbaulehre seine berufliche Laufbahn.

Bis 1969 arbeitete er als Gehilfe in einer Friedhofsgärtnerei und in zwei Baumschulen.

1969 absolvierte er die Meisterschule in Aurich-Haxtum in der Fachrichtung Baumschule, bevor er 1970 in dritter Generation den elterlichen landwirtschaftlichen Betrieb übernahm und schließlich mit Baumschulkulturen und Heidepflanzen seine Selbstständigkeit begann. 

1979 erhielt er erstmalig Sortenschutz für eine Calluna-Sorte (Besenheide), nämlich für C. vulgaris ‘Annemarie’, einer zufällig gefundenen roten Mutante aus der rosa und gefüllt blühenden ‘Peter Sparkes’. Kramer musste dafür zunächst beim Bundessortenamt beantragen, Calluna als schutzfähige Art aufzunehmen.

Eine weitere Etappe in der Züchtungsarbeit war 1991 die Sortenschutzerteilung für die erste Knospenheide ‘CLL 9’ als ‘Melanie’. Diese Sorte hat heute noch eine große Marktbedeutung und wird zusammen mit weiteren Züchtungen der Knospenheide unter dem Markennamen „Gardengirls“ weltweit vermarktet.

Als Knospenheide wird eine Sortengruppe von Calluna vulgaris bezeichnet, bei der sich die Blütenknospen nicht öffnen.

Bis heute hat Kramer zahlreiche weitere Heide-Sorten zum Sortenschutz angemeldet. Die Produktion übernehmen Lizenznehmer, von denen Kramer Lizenzgebühren erhält, die wiederum seinen Betrieb und die Züchtungs- und Werbeaktivitäten finanzieren. Derzeit dürfen 200 Betriebe in Deutschland und Österreich in Lizenz diese schönen Pflanzen produzieren und vermarkten. Dazu kommen noch 40 lizensierte Betriebe in den westlichen Nachbarländern sowie insgesamt 85 in Polen und Tschechien. Die Züchtung aber betreibt Kramer selbst – konventionelle Kreuzungszüchtung und Selektion. Rund sieben bis acht Jahre dauert es von der Kreuzung bis zur Einführung einer neuen Sorte – vorausgesetzt, man verwendet geeignete Kreuzungseltern.

Im Jahre 2004 wurde Kurt Kramer vom Zentralverband Gartenbau die Georg-Arends-Gedächtnismedaille verliehen. Kurt Kramer wurde anlässlich der Veranstaltung TASPO AWARDS als Gartenbauunternehmer des Jahres 2012 für sein Lebenswerk und sein soziales Engagement ausgezeichnet.

33 - Heidegarten